Fogging

Dunkle Zeiten in Innenräumen

Bei der Errichtung oder Renovierung von Wohnungen werden Produkte eingesetzt, die schwerflüchtige organische Verbindungen in die Raumluft abgeben, unter anderem Weichmacher (Phthalate). Generell besteht die Baustofftendenz darin, den Produkten SVOC anstelle früher verwendeter flüchtiger organischer Verbindungen zuzusetzen. Produkte die SVOC und kein VOC mehr enthalten, können als lösemittelfrei bezeichnet werden, weil die SVOC erst oberhalb von 200°C sieden.

Das Ausgasen der`foggingaktiven Stoffe beginnt unmittelbar nach Beendigung der Renovierungsarbeiten, wird in Form schwarzer Ablagerungen oft aber erst in der darauffolgenden Heizperiode wahrgenommen, wenn weniger gelüftet wird und die Thermik (Luftströmung) in der Wohnung durch den Betrieb der Heizungsanlage verändert ist. Die SVOC lagern sich dann an vorhandenen Schwebstaubpartikeln in der Luft an und führen zum `Zusammenkleben`(Agglomeration) kleiner Staubteilchen zu größeren Partikeln. Ablagerungen an kalten Außenwänden, Bereiche mit Wärmebrücken, Kunststoffoberflächen und stromdurchflossener Leiter.

Dies wird als sogenannter `Fogging-Effekt` bezeichnet.

Daneben bewirkt der sogenannte `Klebefilm-Effekt`, dass Staubpartikel in der Wohnung an weichmacherhaltigen Flächen entlang strömen und erst an diesen Oberflächen zur Reaktion mit SVOC und zur Bildung schwarzer Beläge kommt.

Im Weiteren stellen folgende Einflussfaktoren einen wichtigen Tenor:

  1. Bauprodukte: Weichmacher
  2. Bauliche Gegebenheiten: kalte Flächen, Wärmebrücken verringerter Luftaustausch, falsche Abluftführung, Art und Ausmaß der Thermik im Raum
  3. Raumnutzung: Heizverhalten, Lüftungsverhalten, zusätzliche Emissionsquellen für SVOC und Ruß
  4. Raumklimatische und Witterungseinflüsse: niedrige Luftfeuchtigkeit, niedrige Luft- u. Oberflächentemperaturen von Wänden, Elektrostatik der Luft.

Darüber hinaus sind `Fogging-Beläge` zu unterscheiden von `klassischen Verrußungen`. In der Praxis können auch Mischeffekte aus Ruß und `Fogging` auftreten.

Phthalate zählen zu den hormonell wirksamen Substanzen. Als endokrine Wirkungen kommen östrogene und antiandrogene Wirkungen in Betracht.

Zu beachten sind die Feststellungsgrundlagen auch auf `inerten, chemisch inaktiven` Flächen.

Fogging ist in der Regel darauf zurückzuführen weil;

  • Anwendungstechnische und handwerkliche Problemstellungen bezüglich des Zusammenspiels zwischen klimatischen/ konstruktiven Bedingungen/ Gegebenheiten, sowie der Einbau bzw. die Verarbeitung nach einer Renovierung bzw. im Neubau von Laminatböden, Farben/ Lacken, neuen Möbeln usw. die Oberflächenschäden, also Fogging verursachen können
  • die besagten Materialien, die raumklimatischen und gebäudekonstruktiven Bedingungen nicht voll funktional zusammenwirkend auf Grund der beschriebenen Gesamtsituation vorliegen können,
  • die vorgenannten eingesetzten Produkte/ Materialien/ Inventar die Farberscheinungen forcieren und auch mit verursachen.

Wo kann Fogging im Raum auftreten?

Grundsätzlich tritt Fogging in Neubauobjekten auf, als auch in Bestandsgebäuden nach Renovierungsarbeiten. Innerhalb der Räume treten diese Farbveränderungen insbesondere auf als;

  • Farbveränderungen an Außenwänden, Laibungen und Eckbereichen
  • Ablagerungen/ Ansammlungen im und um Heizkörper, hauptsächlich an Außenwänden.
  • Dunkle Farbveränderungen von Gardinen, Vorhängen, Textilien, Leder und Sonnenschutz.
  • Farberscheinungen auch übergehend zu Deckenbereichen.
  • Auf Möbeln, Inventar, Fensterscheiben und deren Rahmen…

Hinweise zur Renovierung/ Sanierung und zur Nutzung:

  • Bevorzugter Zeitraum der Renovierung soll im Frühjahr bis Sommer sein
  • Einsatz von Produkten/ Materialien, deklariert als lösemittelfrei und weichmacherfrei
  • Intensives Lüften (bis ca. 14Tage nach der Renovierung
  • Keine Kerzenverwendung bis nach der ersten Heizperiode
  • Keine Kerzenverwendung bis nach der ersten Heizperiode

Auf Grundlage der sogenannten `Sphärentheorie` (mehrere Einflusssphären) wie bauliche Mängel, Lüftungsverhalten, Inventar, Gebrauch von Kerzen usw., ist der Verantwortungsbereich nach dem Verursacherprinzip festzulegen. Ebenso ist das Zusammenwirken chemischer und physikalischer Eigenschaften/ Faktoren (multifaktorielles Geschehen) bei der Entstehung zu beachten.

S. Schließmann